Berufsbildungscampus Ostschweiz
Am südlichen Siedlungsrand von Sulgen entsteht der neue Berufsbildungscampus Ostschweiz, in dem diverse Berufsgruppen in Unterrichtsräumen und Werkhallen praktisch ausgebildet werden. Der Ort ist geprägt von unterschiedlichen Massstäben und Nutzungen, die hier aufeinandertreffen. Mit dem Bau des Berufsbildungscampus Ostschweiz bietet sich die Chance, einen klaren und ortsprägenden Abschluss am Siedlungsrand von Sulgen zu schaffen.
Wie viele Gebäude braucht es für einen Campus? Das Projekt beantwortet die Frage mit drei Baukörper, wobei das bestehende Ausbildungszentrum des Baumeisterverbands Thurgau miteinbezogen wird. Dessen langgestrecktes Volumen dient als Ausgangspunkt für die beiden Neubauten, die den Bestand zu einem Campus ergänzen. Den Auftakt macht das punktförmige Kopfgebäude, das zusammen mit dem Werkgebäude und dem Bestandesbau den neuen Campusplatz als gemeinsame Mitte und Adresse aufspannt.
Das Raumprogramm wird so aufgeteilt, dass ein Kopfbau mit den öffentlichen und den allgemeinen Schulungsräumen sowie ein reines Werkgebäude ausgebildet werden kann. Dies vereinfacht die Orientierung innerhalb des Campus und stärkt den Hallen-Charakter des Werkgebäudes. Die vertikale Erschliessung der beiden 3-geschossigen Neubauten erfolgt über skulpturale Aussentreppen, die auf den Campusplatz ausgerichtet sind und die Auszubildenden von dort abholen. Sie führen auf grosszügige, umlaufende Lauben, die der horizontalen Erschliessung sowie dem informellen Aufenthalt dienen und eine extrem effiziente Grundrissorganisation ermöglichen.
Im Erdgeschoss des Kopfgebäudes befinden sich die öffentlichen sowie die administrativ genutzten Räume. Als Drehpunkt des Campus wird in der westlichen Gebäude-Ecke die Mensa mit Bezug zum Campusplatz und der Terrasse ausgebildet. Die Obergeschosse werden in 2 Cluster mit eigenem Eingang organisiert. Der Mittelgang wird bewusst bis an die Fassade geführt, um eine natürliche Belichtung sowie den Blick auf die Aussenwerkplätze zu gewährleisten.
Im Werkgebäude sind die Hallen im Erdgeschoss mittels Toren grosszügig für die Anlieferung bzw. die Anbindung an die Aussenwerkplätze öffenbar. Der Zugang in die Theorieräume und Werkstätten erfolgt direkt über die Lauben. Auf dem Weg zur eigenen Werkhalle lassen sich so die vielfältigen Arbeitsgattungen durch die Fenster beobachten. Die unterschiedlichen Hallen-Typen werden immer paarweise mit einer internen Verbindung angeordnet. Die Mittelachse wird als funktionale Raumschicht ausgebildet und beinhaltet die Nebenräume, die Aufzüge und die Steigzonen. Dadurch können die Werkhallen komplett freigespielt und auch bei zukünftigen Nutzungsanpassungen flexibel eingeteilt werden.
Durch die prägende Betonstruktur des Laubengangs und der Holzfassade dazwischen wird ein architektonischer Ausdruck gefunden, der sich zwischen einem Zweck- und Bildungsbau bewegt und so die unterschiedlichen Nutzungen des neuen Campus abbildet. Die auf mehreren Ebenen als Hybrid geplanten Neubauten führen die Leistung unterschiedlicher Bauberufe vor Augen – insbesondere die der Baumeister, der Holzbauer und der Schreiner.